23/04/2019
Achtung Termin-Änderung!
Die Mosse-Lecture von Juliane Rebentisch findet nun am 13.06.2019 statt. Alle anderen Veranstaltungen laufen wie gehabt.
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Die Mosse-Lectures im Sommersemester 2019:
SPRACHEN DES POLITISCHEN IN LITERATUR UND KUNST
Der Verlust an Vertrauen in die repräsentative Demokratie und ihre Institutionen und die multimedial wirksame Desinformation, befördert die Wunschvorstellung einer “Betätigungsdemokratie“ (Pierre Rosanvallon): Aktiv im Umgang mit ihren eigenen Widersprüchen und Konflikten, gemessen an den Ansprüchen von sozialer Gerechtigkeit und kultureller Identität. In Kunst und Literatur kommt, im Gegensatz zur Politik, das zur Sprache, was Wittgenstein einmal die „Umgebungen einer Handlungsweise“ genannt hat: Das ‚Politische‘ im Partikularen und Differenten, in den alltäglichen Wahrnehmungen und Verhaltensweisen. Individuelle Erlebnisse und Ereignisse finden Ausdruck in einer Bilder- und Körpersprache, mit der etwas Denkbares und Fühlbares angesprochen wird, das nicht oder noch nicht verfügbar ist. Die hier wirksam werdende Agenda erschöpft sich nicht in Kritik und Kompensation der vorherrschenden Realpolitik. Vielmehr sucht sie, jenseits des privilegierten Wissens, die Nähe zu den Alltagserfahrungen von Entfremdung und Diskriminierung und den hier wirksamen Gesten des Aufbegehrens und des Widerstands, wie George Didi-Huberman sie in Kunst und Photographie vorgestellt hat. In der gegenwärtigen Erinnerungs- und Erfahrungsliteratur, bei Eduard Louis zum Beispiel, wird das Schreiben selber zum Ort der Gewalt, das Lesen zur verstörenden Begegnung mit dem Unerträglichen und Unsagbaren. Interaktive Kunstexperimente im öffentlichen Raum – man denke an die immersiven Verfahren zur suggestiven Entgrenzung von historischen Ereignissen und politischen Auseinandersetzungen – provozieren eine Verunsicherung selbstverständlicher und selbstgewisser Überzeugungen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die im Kunstbetrieb selbst veranstalteten antikapitalistischen Investigationen und Interventionen, mit denen einer Dienstleistungsökonomie des Subjektiv-Kreativen entgegengewirkt werden soll (Maria Eichorns Documenta-Projekte). Die seit Adorno im Zwiespalt von Kunstautonomie und fait social fortgeschriebene ästhetische Theorie gewinnt an aktueller Bedeutung, bei Juliane Rebentisch zum Beispiel, wenn sie sich mit den neueren Tendenzen und Techniken einer ‚Ästhetisierung der Politik‘ auseinandersetzt.
Referent*innen und Termine:
02.05.2019
Emine Sevgi Özdamar, Berlin, Istanbul
»Die krank gewordenen Wörter«
09.05.2019
Sabeth Buchmann, Wien mit Maria Eichhorn, Berlin, Zürich
»Archiv, Schule, Parlament: Die Kunstausstellung als Arena postdisziplinärer Institutionalisie-rung«
13.06.2019 (Neuer Termin)
Juliane Rebentisch, Frankfurt am Main
»Ausstellungen des Politischen in der Kunst«
27.06.2018
Edouard Louis, Paris
»The Politics of Literature«
Die MOSSE-LECTURES an der Humboldt-Universität zu Berlin
sind eine Veranstaltungsreihe der MOSSE FOUNDATION und GERDA HENKEL STIFTUNG
Veranstalter:
Humboldt-Universität – Institut für deutsche Literatur
Prof. a. D. Dr. Klaus R. Scherpe, Prof. Dr. Joseph Vogl, Prof. Dr. Michael Kämper-van den Boogaart, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Prof. Dr. Ulrike Vedder, Dr. Hendrik Blumentrath, PD Dr. Burkhardt Wolf
Programm u. Koordination: Dr. Elisabeth Wagner,
Tel: 030 20 939-777/651; Fax: 030 20 939 607
www.mosse-lectures.de; e-Mail: [email protected]